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Tourenbericht Wetterkante (26.9.2009)

Die Wetterkante hat mich schon immer fasziniert. Immer wenn man über den Fernpaß fährt, sieht man die mächtige fast 1000 Meter hohe Kante. Da wollte ich unbedingt mal hin. Aber doch nicht jetzt am Samstag früh um 3 Uhr 30! Wenn ich nicht mit Nadine, Jassi und Peter verabredet wäre könnte mir diese Kante jetzt gestohlen bleiben. Es hilft alles nichts, raus aus den Federn.
Um 5 Uhr fahren wir durch Garmisch, juhu die Backstube vom Hobi hat schon offen. Schon beim Öffnen der Autotüren steigt einem der Duft von frischen Semmeln in die Nase. Also schnell mit den witzigsten und besten Semmeln eingedeckt, und los geht es nach Ehrwald.
In Ehrwald marschieren wir um 5 Uhr 30 los. Wir verschwinden sofort in Dunkelheit und Nebel. Von der Fahrstraße zwischen Ehrwald und Ehrwalder Alm geht nach ca. 500m links ein kleiner Wanderweg weg. Dieser Wanderweg ist schwer zu finden und endet zwangsläufig im Gestrüpp. Also gehen wir auf dem geteerten Weg weiter bis links ein Forstweg mit einer Schranke abzweigt. Der Forstweg wird nach ca. 800m von einem Bach gequert. Kurz darauf kommt eine kleine Schulter, diese geht es nach rechts ca. 10m weglos über erodiertes Gelände hinauf. Am Ende des Erosionsfeldes beginnen die Steigspuren. Diesen Abzweig bei Dunkelheit und Nebel ohne GPS zu finden, dürfte eine interessante Herausforderung sein. Anschließend geht es über das kleine Steiglein auf die Holzerwies. Von hier ist der Weg zum Wandfuß offensichtlich. Den Wandfuß markieren einige Steinmänner.
Es ist mittlerweile 7 Uhr 30 es ist hell und wir sind über dem Nebel, also wird erst einmal ausführlich gefrühstückt. Vom Wandfuß geht es als erstes ca. 50m im 2er Gelände auf einen kleinen Absatz (Steinmann). Von hier sind wir über Steigspuren nach links (Westen) gequert. Anschließend ging es über Platten und einen sehr kurzen (4m) und schwach ausgeprägten Kamin ca. 80m (2) hinauf. Von hier geht es eher links haltend parallel zur Kante hinauf (nur Gehgelände), bis einen das Gelände zur Wetterkante zwingt. An der Kante ist ein auffälliger gelber Ausbruch. Direkt an der Kante ist dann noch einmal ein kurze Stelle im 2. Schwierigkeitsgrad. Von hier sollte man den sehr markanten großen Riß sehen der sofern es hell ist auch schon von der Holzerwies zu sehen ist (siehe Foto). Dieser Riß ist meiner Meinung nach der beste Anhaltspunkt zur Orientierung!
Ab hier befindet man sich in einer sehr großen breiten Schlucht, zwischen zwei großen Kanten. Nicht verwirren lassen die linke (westliche) Kante ist die Wetterkante. In der Schlucht hält man sich im Gehgelände immer links, bis man bei einem kleinen Steinmann den ersten kletterbaren Fels erreicht. Hier steckt auch der erste Bohrhaken. Sollte man Schwierigkeiten haben den ersten Haken zu finden, findet man den Stand nach der ersten Seillänge direkt an der Kante. Ich hoffe mein Topo hilft ein wenig das Schrofenlabyrinth zu entwirren.


Übersicht

Topo Einstieg

Mit den Topos des Bergprofis [1] beziehungsweise dem fast identischen panico Topo [2] haben wir die eigentliche Kletterei ohne größere Umwege gefunden. Die meisten Standplätze sind sogar mit zwei Bohrhaken versehen, dazwischen stecken ab und zu weitere Bohr- oder Schlag-haken. Natürlich sind Friends (eher kleine größen), Keile und einige Schlingen sehr gut zu gebrauchen. Unsere beiden Seilschaften sind mit je 5 Exen und 60m Seil ausgekommen. Die meisten 4er Längen waren recht schön und einigermaßen fest alles was leichter ist lädt zum umdekorieren, zielwerfen oder Mikado ein. Meiner Meinung war die Schlüssellänge die SL 15. Da hat man die Wahl zwischen einem sehr brüchig aussehenden Riß oder dem im Topo eingezeichneten Kamin (etwas nach links queren). Der Kamin wird heimtückischerweiße nach oben hin immer enger, die Begrenzungskanten eilen diesem Trend noch ein Stück vorraus. So konnte ich zwar noch gut im Kamin weiterklettern aber ein Schlupfloch nach draußen war nicht mehr in Sicht. Also wieder ein Stück abklettern, den Rucksack an einer Schlinge nachziehen, die Wampe einziehen, laut fluchen "ich bin zu fett" und schon entlässt mich der Kamin in die Freiheit. Anschließend geht es über eine Platte nach rechts raus zum Stand. Natürlich kann man auch schon früher aus dem Kamin auf die Platte queren, aber das macht sicherlich weniger Spaß.


Nach ca. 8 Stunden erreichen wir den Gipfel. Bei der Abseilstelle haben die Zeichner der Topos wohl etwas tief ins Glas geschaut. In beiden Topos ist ein Linkspfeil eingezeichnet und direkt daneben steht dann Abseilhaken rechts Richtung Wetterwandeck (Kopfkratz). So schlimm ist diese kleine rechts-links Schwäche allerdings nicht, denn es gibt sowohl links eine Abseilpiste 1x30m und 1x60m (jeweils 3 geschlagenen Haken) als auch rechts eine Abseilstelle.
Wer jetzt meint die Tour hinter sich zu haben der darf in dem folgenden Foto das Gatterl und den Weg dorthin erahnen.


Wir schaffen es gerade noch bei Einbruch der Dunkelheit den Wanderweg zwischen Gatterl und Knorrhütte zu erreichen. Am Gatterl kommen dann noch ein paar Gegenanstiege, und als Abschluß wartet noch der gemütliche Abendspaziergang über die Feldernalm und die Ehrwalder Alm nach Ehrwald. Wir haben ca. fünfeinhalb Stunden für den gesamten Abstieg benötigt.
Eine schöne lange Abenteuertour die vom Ausblick bzw. dem Tiefblick lebt.

Links
1. Topo der Wetterkante bei www.bergprofi.com
2. Wetterstein Süd bei panico
3. Forumsbeitrag zur Wetterkante bei www.rocksports.de
4. Tourenbucheintrag zur Wetterkante auf www.sidar.de